Ernst Rees: Bist du eine partnerschaftliche Persönlichkeit?

Wo gegenseitige Wertschätzung, gemeinsame Grundüberzeugungen, Vertrauen, Sympathie und Liebe die tragende Brücke zwischen zwei Menschen bildet, da ist alles richtig:

    Reden und Schweigen,
    Tun und Lassen,
    Weinen und Lachen,
    Streiten und Versöhnen,
    Geben und Nehmen,
    jede Frage, jede Antwort,
    jedes Ja, jedes Nein.

Wo einer gar mehrere dieser Brückenpfeiler brüchig sind, da wird leicht alles falsch: das Reden wie das Schweigen, das Weinen und das Lachen, das Fragen und das Antworten, u.u.u.

Die Wertschätzung des "DU" als Voraussetzung jedes sinnvollen Miteinander verlangt noch einen weiteren Grundstein: ICH-stärke! Also ein Selbstbewußtsein, das erst zu einer angstfreien "DU" Beziehung befähigt. Und dazu braucht's wieder Starkmut und Demut zugleich, d.h. die Kraft, den eigenen Standpunkt freimütig, sachlich und taktvoll vertreten zu können, aber auch die innere Größe, zu eigenen Fehlern, Schwächen, auch Entgleisungen, stehen zu können.

Solche Ich-stärke ist auch gute Grundlage für jeden weiteren Reifeschritt, während von Angst und Mißtrauen besetzte Egozentrik der direkte Weg zum Scheitern wäre.

Gewachsene ICH-Stärke wird für Beobachter sichtbar in schier zeitloser Lern- und Umlernbereitschaft, in Schaffenskraft, Kreativität, Lebensfreude und Offenheit. Das alles sind Vitamine, die vor neurotischer Verkrampfung, Rechthaberei und Vergreisung bewahren.

Ja, wir können wohl nichts für unsere Startbedingungen ins Leben, aber viel für das, was wir mit unserm nun mal mitbekommenem Erbe angefangen haben, bzw. anfangen. Und das hat mit unserer persönlichen Reife zu tun, die keinem wie ein reifer Apfel in den Schoß fällt.