Ernst Rees: Alle Menschen sind --- Schwimmer!

auch die, die das mit Bedauern bestreiten.

Denn jeder Mensch schwimmt in dem Meer

    seiner sehr persönlichen Erfahrungen,
    seiner Vorstellungen und Erwartungen,
    seiner Hoffnungen und Ängste,
    seiner Enttäuschungen und Vorurteile,
    seiner Sympathien und Antipathien,
    seiner Prägungen in Kindheit und Jugend,
    seiner familiären, beruflichen und sozialen Stellung,
    seiner Ansprüche und Perspektiven.

Er schwimmt auch zwangsläufig mit im Meer der zivilisatorischen Massentrends:

    eines atemberaubenden technischen Fortschritts,
    der Reizüberflutung mit Leistungsstress und der Auflösung der Gesellschaft in Gruppen- und Einzel-egoismen,
    des Sinndefizits in der Konsum-, Anspruchs- und Wegwerfgesellschaft,
    der Ratlosigkeit oder Blindheit allzuvieler
    (die Mächtigen in Staat und Gesellschaft eingeschlossen)
    angesichts galoppierender Umweltkatastrophen -
    angesichts des um sich greifenden Traditionsbruchs, bei dem ETHISCHE GRUNDLAGEN weithin gegen "Beliebigkeit" im Streben nach Erfolg, Gewinn und Genuß ausgewechselt werden.

Ob aber dieses Meer von Kräften und Einflüssen, die unsere persönliche Entscheidungsfreiheit einzuengen und an allen Ecken zu beschneiden suchen, für unser eigenes ICH noch ein Meer ist, in dem der Seelenkompass allen Stürmen zum Trotz Kurs halten kann?

Ob es für uns offen bleibt für immer neue Erfahrungen. Lernschritte und neue Horizonte?

Ob wir unbeirrt immer wieder den Zielhafen: VERANTWORTETES, ERFÜLLTES LEBEN ansteuern - allen Irritationen zum Trotz -

Das ist nun wirklich die Sache von jedem einzelnen, wenn auch in den oft engen Grenzen des verbliebenen persönlichen Entscheidungsspielraums.