Ortsverband Königstein-Glashütten

Pflanzenklima-Wanderung - Wandel der Vegetation mit der Höhenstufe

Im Rahmen des Hessischen Naturschutzerlebnistages veranstaltete der
Kreisverband des BUND eine naturkundliche Wanderung zum Thema "Wandel der Vegetation mit der Höhenstufe?"unter Leitung des
Biodiversitätsforschers Dr. Stefan Nawrath vom Institut für Ökologie,
Evolution und Diversität der Universität Frankfurt.
Das montane Klima des Hohen Taunus bietet nicht nur Klimareize für den Menschen, wie es der Heilklimapark um den Großen Feldberg anschaulich darstellt, sondern hat auch Konsequenzen für die Pflanzen- und Tierwelt. Ziel der Exkursion war es, diesen Einfluss des Bergklimas auf die Vegetation zu veranschaulichen. Eine montane Höhenzone mit ihrer typischen Bergvegetation und einer Reihe seltener und gefährdeter Arten findet
sich im Taunus einzig in der Region um den Großen Feldberg.

Insgesamt 24 Teilnehmer trotzten den schlechten Wetterprognosen und
wurden mit einer lehrreichen Führung belohnt. Der Wettergott war der
Gruppe hold und ließ die Schleusen geschlossen. Zur Vorbreitung fand in
der Woche davor ein Vortrag zur Situation und Gefährdung der Bergvegetation im Taunus statt, der ebenfalls sehr gut besucht war.
Welche Belastungen das Bergklima und die Höhenlage mit sich bringt, erlebten die Teilnehmer am eigenen Leib: auf nur 5 Kilometern Strecke mussten sie einen erheblichen Höhenunterschied überwinden. Die
Wanderung war in drei Abschnitte gegliedert: Der Startpunkt lag an der Helbigshainer Wiese nördlich des Opel-Zoos bei 330 Meter über Meereshöhe, führte über das zwischen 440 und 520 Meter gelegene Naturschutzgebiet Reichenbachtal oberhalb von Falkenstein und endete auf 680 Meter am Rand des Naturschutzgebietes "Reifenberger Wiesen" bei Oberreifenberg. Dazwischen war die Kuppe des Kleinen Feldberges auf 800 Meter zu überwinden. Das Bergklima zeichnet sich durch niedrigere Temperaturen, höhere Niederschläge und eine verkürzte Vegetationsperiode aus. Die mittleren Jahrestemperaturen zwischen Start- und Endpunkt lagen um 2°C auseinander, was für die Ausprägung der Vegetation einen hoher Wert bedeutet.

Die am unteren Rand der submontanen Zone gelegene Helbigshainer Wiese
zeichnete sich durch milderes Klima aus, die durch Wärme liebende Arten zum Ausdruck kommt, wie beispielsweise Wiesensalbei (Salvia pratensis) und Wiesen-Silge (Silaum silaus). Es mischen sich aber schon einige
Bergarten bei, wie die Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigum). Im
montan geprägten Reichenbachtal und in den Reifenberger Wiesen fehlen hingegen die Wärme liebenden Arten und weitere Bergarten treten hinzu, wie der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Gelbe Teufelskralle
(Phyteuma spicatum), Berg-Rispengras (Poa chaixii) und Berg-Frauenmantel (Alchemilla monticola).



Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Bild: S. Nawrath


Eine charakteristische Art der montanen Bergwiesen ist der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), der im Reichenbachtal und den Reifenberger Wiesen große Bestände bildet.

Besonders seltene und gefährdete Berg-Arten sind das Weißzüngel (Pseudorchis albida), der Grannen-Klappertopf (Rhinanthus glacialis) und die Lanzenblättrige Glockenblume (Campanula baumgartenii). Die letztgenannte Art ist ein besonderes Highlight, da sie in Mitteleuropa endemisch ist, d. h. weltweit neben den Vorkommen im Taunus nur noch in einem am Pfälzer Wald gelegenen Bereich vorkommt.

Besondere Aktualität hat das Klima-Thema durch die jüngst veröffentlichte Hessische Klimastudie INKLIM 2012 erlangt, die für die
nächsten 100 Jahre ein Erwärmung um etwa den gleichen Wert prognostiziert, der zwischen Start- und Endpunkt der Exkursion lag.
Dies wird zur Verschiebung ganzer Klimazonen führen. Für die heimischen Ökosysteme sind damit erhebliche Belastungen verbunden, die
möglicherweise zu einem Aussterben zahlreicher regionaltypischer Tier-
und Pflanzenarten führen wird. Erhebliche Probleme werden von einwandernden Arten ausgehen. Hier sind Allergien auslösende Pflanzen und Tiere und Schadorganismen landwirtschaftlicher Kulturen zu nennen.




Eberesche - Reifenberger Wiesen; Foto: S. Nawrath


Blütenstand der Eberesche im Knospen-Stadium. In Königstein waren zur gleichen Zeit die Blütenstände schon fast verblüht. Im Hintergrund das Naturschutzgebiet Reifenberger Wiesen.

Ansprechpartner

Dr. Stefan Nawrath
Fachbereich Biowissenschaften
Institut für Ökologie, Evolution und Diversität
Siesmayerstr. 70
J. W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
D-60323 Frankfurt am Main
Tel priv.: 06031-161478
Mobil: 0176-51328888
Tel. Uni: 069-798-24731
e-mail: S.M.Nawrath@em.uni-frankfurt.de


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