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Kreisverband Erfurt

Die Axt im Walde - mit Nachtrag 2013

Molsdorf. Aufmerksame Bewohner von Molsdorf haben am Dienstagmorgen schwere Fällmaschinen anrollen sehen. Auf Nachfragen wurde klar, dass die hundertjährigen Linden und Kastanien am Palmweg fallen sollen.

Verantwortlich dafür ist das Erfurter Garten- und Friedhofsamt, das mit Hinweis auf die Verkehrssicherungspflicht die Bäume fällen lassen will. Dabei stehen die Bäume in einem Abschnitt des Palmweges, der nicht öffentlich und nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist. Gerade jene Bäume sind erst im letzten Jahr mit viel Aufwand "auf Kopf gesetzt" worden. Einige von ihnen – vor allem die Kastanien – zeigen massive Folgen dieser Maßnahme. Nun droht ihnen das endgültige Aus.

Dabei bieten 400 Jahre alte Bäume für viele seltene und geschützte Tiere wie Fledermäuse, Vögel und Insekten wertvollen Unterschlupf. In unserer stark genutzten Kulturlandschaft stellen gerade solche alten Bäume wichtige Lebensräume für viele Tiere dar und besitzen damit einen kaum zu ersetzendem ökologischem Wert.

Mehrhundertjährige Bäume werden immer seltener in Thüringen – in Erfurt scheint man dabei eine unrühmliche Vorreiterrolle übernehmen zu wollen. Ein ähnlicher Fall lag 2009 bei den Fällaktionen im Erfurter „Kleinen Venedig“ vor. Hier konnte der BUND zusammen mit der ansässigen Bürgerinitiative die Fällungen der alten Kastanien verhindern und Alternativen erfolgreich prüfen lassen. Es stellt sich die Frage, ob die hohe ökologische Bedeutung, die solche alten Bäume besitzen, nicht gerade ein Grund wären sie – wie in Molsdorf – stehen und in Würde altern zu lassen.

Vorerst konnte erreicht werden, dass die Fällungen ausgesetzt werden. Wie lange dies Bestand hat und ob bei nachlassender öffentlicher Aufmerksamkeit einfach weiter gemacht wird bleibt abzuwarten.



Allee in Molsdorf


Nachtrag 2013

Anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt wird, am 22. Mai 2013, um 14 Uhr am Palmberg in Molsdorf eine Informationstafel zur Artenvielfalt in der alten Allee eingeweiht.

Das Umwelt- und Naturschutzamt will so über ein Projekt informieren und zeigen, dass sowohl der Schutz des Menschen vor herab fallenden Ästen als auch der Schutz wertvoller Lebensräume gemeinsam funktionieren können.

Als eine Art Modellprojekt werden an dem Feldweg die Verkehrssicherung einerseits und die Erhaltung von wertvollen Arten sowie der Naturschutz andererseits beachtet. Durch die Erhaltung der alten Bäume wird der Lebensraum sehr seltener Käferarten und das Jagdrevier von Fledermäusen und Vögeln geschützt.

Einige der alten Kastanien und Linden - die wohl noch aus Graf Gotters Zeiten stammen - sollten ursprünglich zur Verkehrssicherung des Feldweges im Jahr 2010 gefällt werden. Aufmerksame Bürger von Molsdorf machten jedoch auf die Bedeutung der Bäume als Lebensraum für seltene, geschützte und gefährdete Tier aufmerksam. Es wurde der Kompromiss gefunden, die zu fällenden Bäume lediglich verkehrssicher einzukürzen und weiter zu erhalten. So musste lediglich ein einziger Baum aus Sicherheitsgründen - er war vom Brandkrustenpilz befallen - gefällt werden.


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